
Der deutsche Onlinehandel entwickelt sich weiter positiv. 2015 betrug der Gesamtumsatz der Top-1.000-Onlineshops 35,5 Mrd. Euro, das ist ein Marktwachstum von neun Prozent zum Vorjahr. Dabei stieg erneut die Marktkonzentration: Die zehn umsatzstärksten Händler erwirtschafteten zusammen 14,3 Mrd. Euro, was 40,4% des Gesamtumsatzes der Top-1.000 entspricht. Die Top-100-Shops machten bereits 68,8% des Gesamtumsatzes aus (24,4 Mrd. Euro). Verglichen mit den Onlineumsätzen im Jahr 2014 (21,6 Mrd. Euro) bedeutet dies eine Umsatzsteigerung von gut 13%. Dies ergab die Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2016“ des EHI Retail Instituts.
Amazon weit vorne
Analysten zeigten sich zwar nach der Vorlage der Amazon Geschäftszahlen des dritten Quartals enttäuscht mit dem Ausblick für das laufende Quartal, das wegen des kommenden Weihnachtsgeschäfts für den Online-Einzelhandel besonders wichtig ist. Doch entfällt der Löwenanteil des deutschen Onlineumsatzes laut EHI Daten weiterhin auf Amazon: 7,8 Mrd. Euro erzielte allein Amazon.de. Es folgen Otto (2,3 Mrd. Euro) und Zalando.de (1,0 Mrd. Euro). Die Top 3 erzielten gemeinsam demnach über 11 Mrd. Euro. Das ist annähernd so viel wie die Shops auf den Rängen 4 bis 100 zusammen. Diese hohe Konzentration nahm über die letzten Jahre weiter zu.
Dennoch war 2015 reichlich Bewegung im Online-Markt. So konnten sich einige etablierte Shops im Ranking nach vorne entwickeln, bspw. Mediamarkt.de. Der Onlineshop stieg mit einem Umsatz von 218,9 Mio. Euro von Platz 30 auf 18 und Saturn.de, der mit einem Umsatz von 143,6 Mio. Euro von Rang 51 auf Rang 33 vordrang. Auch Shootingstars haben sich vorne im Ranking platziert. Die Otto Group stellte einen der Aufsteiger unter den umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland: Aboutyou.de katapultierte sich gut eineinhalb Jahre nach Start auf Platz 70 mit einem Jahresumsatz von fast 70 Mio. Euro. Mit Hellofresh.de hat es auch ein Händler aus der Lebensmittel-Branche unter die Top 100 geschafft. Der Lieferdienst erzielte mit einem Umsatz von 84,5 Mio. Euro Rang 63, musste sich in seinem Bereich allerdings noch von Hawesko.de geschlagen geben – der Weinlieferant landete mit 91,5 Mio. Euro Umsatz auf Rang 57.
Aktuelle Zahlen zum E-Commerce, erfasst von EHI und statista
Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2016“ des EHI Retail Instituts
Google-Studie: Jeder zehnte Online-Kauf von Kleidung und Schuhen findet mobil statt
Laut EHI Studie nutzen fast zwei Drittel der Onlineshops für ihre Aktivitäten mehrere Kanäle. Interessant auch, dass mobile Webseiten bzw. Apps zum Pflichtprogramm wurden: 82% der Top 1.000 haben ihren Onlineshop für mobile Endgeräte angepasst. Damit ist Mobile der stärkste zusätzliche Vertriebskanal. Die entscheidende Rolle, die das Smartphone als „Überall-dabei“-Device dabei im Kaufprozess spielt, zeigt auch die jüngste TNS Studie ‚Mobile Path to Purchase‚ im Auftrag von Google. Danach müssen Marken mehr denn je sicherstellen, dass sie den Konsumenten auch mobil in den Momenten erreichen, die für ihn von Bedeutung sind. Jeder zehnte Onlinekauf erfolgt mittlerweile über das Smartphone.
Hermes: 20% mehr Sendungen im Weihnachtsgeschäft 2016
Ein Beispiel für die erwartete hohe Dynamik im nahen Weihnachtsgeschäft: Der Handels- und Logistikdienstleister Hermes rechnet für das diesjährige Weihnachtsgeschäft in Deutschland mit bis zu 20% mehr Sendungen als im Rekordjahr 2015.
„Wir erwarten das mengenstärkste Weihnachtsgeschäft seit der Gründung von Hermes im Jahr 1972“, so Dirk Rahn, Geschäftsführer Operations bei Hermes Germany. „Allein in Deutschland rechnen wir an Spitzentagen mit deutlich über zwei Millionen Haustürkontakten und fast ebenso vielen Sendungen. Das gab es bei Hermes noch nie und beweist, dass der Boom im Onlinehandel unvermindert anhält.“
Prognosen gehen allein im Dezember erstmals von über 42 Mio. Päckchen und Paketen aus
Bild: Hermes, 2016
Fazit
Die Zahlen des EHI Instituts zeigen: Die Dynamik im E-Commerce ist ungebrochen. Und wird nicht nachlassen: Denn gleichzeitig steht mit dem Aufkommen des Internets der Dinge eine weitere Herausforderungen für Hersteller und Handel vor der Tür. Im Internet der Dinge spielt der Mensch nur eine unbedeutende Rolle, denn die Gegenstände tauschen sich direkt untereinander aus. Spätestens wenn wie bspw. mit den Dash Buttons der POS nach Hause verlegt ist oder der Kühlschrank ein eigenes Einkaufskonto beim Supermarkt hat und die Konsumenten nicht mehr selbst einkaufen, spätestens dann muss Kundenansprache vollkommen neu definiert werden. Es ist daher höchste Zeit, über Innovationen nachzudenken, um weiterhin als Marke und Plattform für die Kunden relevant zu bleiben.